Evangelische Kirche Niederfischbach

AUS DER BAUGESCHICHTE DER KIRCHE

Der älteste Teil der Kirche ist der Turm. Seine dicken Mauern sind in „Fischgrätenmuster“ ausgeführt, einer römischen Maurertechnik, in der man im Rheinland seit der römischen Zeit gemauert hat. Er kann zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert errichtet worden sein. Die schmalen Fensterluken im unteren und mittleren Teil des Turmes sind Schießscharten, wie wir sie von den Burgen des Mittelalters kennen. Durch die Rundbogenfenster im oberen Teil des Turmes beobachtete man die Bewegungen des Feindes. So war der Turm ursprünglichen ein Wehrturm, hinter dessen dicken Mauern die Bevölkerung in Kriegszeiten Schutz suchte.

Von der ältesten Kirche ist nur dieser Turm erhalten geblieben. Auf Grund einer alten Zeichnung können wir uns jedoch ein genaues Bild dieser im Jahre 1821 abgerissenen Kirche machen. Sie war ein dreischiffiger romanischer Bau und schloss sich an die Ostseite des Turmes an. Im 14. Jahrhundert ist diese alte romanische Kirche durch den gotischen Ostbau erweitert worden, dessen von einem Dachreiter gekröntes Dach den romanischen Bau erheblich überragte.

Die in den Jahren 1821-1822 im klassizistischen Stil erbaute neue Kirche wurde seitlich an den Turm angesetzt. Durch größere Umbauten in unserer Zeit wurde das Kirchenschiff erheblich verkleinert. Gruppenräume wurde eingebaut und die Kirche zu einem Gemeindezentrum gemacht.

Die in vorreformatorischer Zeit dem hl. Mauritius geweihte Kirche diente von 1652-1895 beiden Konfessionen als Gotteshaus. Im Jahre 1895 wurde das „Simultaneum“ aufgehoben. Die katholischen Christen bauten sich eine eigene große Kirche, den „Siegerländer Dom“.

DIE FENSTER

Die Fenster wurden 1967 von dem Marburger Künstler Erhard Jakobus entworfen und ausgeführt. Sie stellen in ihren Farben und Bildern eine zusammenhängende Komposition dar. Das Thema aller Fenster ist das „Licht, das in die Welt gekommen ist“ (Joh. Ev. Kap. 1).

Das runde Fenster über dem Altar weist auf den Schöpfungsmorgen hin. Das Licht, in den leuchtenden Farben Rot und Gelb angedeutet, erscheint über dem Chaos. Es ergießt sich über die beiden Längsfenster des Chorraumes, von denen das Linke an die Weihnachtsgeschichte und das Rechte an die Pfingstgeschichte anknüpft.

Im linken Fenster fällt das Licht auf das Kind in der Krippe, auf Christus, das Licht der Welt.

Aus dem Dunkel kommen Menschen in dieses Licht: Maria und Josef, die Weisen aus dem Morgenland und die Hirten. Viele aber ziehen im Dunkel vorüber, ohne von dem Licht Kenntnis zu nehmen.

Das Fenster rechts vom Altar greift die Pfingstgeschichte auf. Der hl. Geist erleuchtet nicht nur, er treibt uns auch dazu, das Licht der Liebe leuchten zu lassen. Das deuten die Gestalten der Apostel an. Einer predigt, ein anderer nimmt sich eines Kranken an; einer trägt das Zeichen der Technik, ein Zahnrad, ein anderer einen Laib Brot. Mission und Diakonie, Entwicklungshilfe und „Brot für die Welt“ sind angedeutet. Es fehlten aber auch nicht die Beter, die sich still dem Winken des hl. Geistes öffnen.

Auch das runde Fenster über dem Seiteneingang zum Kirchenschiff ist in diese Thematik einbezogen. Es zeigt die brennenden Lampen und die Ölkrüge der klugen und die erloschenen Lampen der törichten Jungfrauen (Matth. 25, 1-13).

KANZEL UND ALTAR

Die wohl aus dem 17. Jahrhundert stammende Kanzel wurde beim Neubau der Kirche im Jahre 1821 von der ev. Kirche in Neuwied übernommen. In das Bronzekreuz hinter dem Altar sind die 7 Worte Christi am Kreuz eingegossen. Die nach oben gerichteten 7 Bergkristalle am oberen Rand des Kreuzes erinnern an die 7 Bitten des Vaterunsers.

Die Kristalle im Kreuz versinnbildlichen die Wundmale des Gekreuzigten.
Das Kreuz und die 6 Leuchter wurde von dem Bildhauer Wolfgang Kreutter aus Dödesfeld bei Berleburg entworfen.

DIE GLOCKEN

Die älteste und größte Glocke ist die Glocke Maria aus dem Jahre 1510. Sie trägt folgende Inschrift:

MARIA HEISSE ICH TZO DE GOTZDIENST IND SENT MAURICIUS GEBRUCHT MAN MICH JOHANN VON ANDERNACH GAUS MICH ANNO DNI MVCX MARIA JHS ANNA

Darunter befindet sich der Reliefabdruck der Figur eines Bischofs.
Gewicht der Glocke: ca. 700 kg
Unterer Durchmesser: 1090 mm
Ton: g´

Die beiden anderen Glocken wurden 1958 in der Glockengießerei Rincker in Sinn gegossen.

Die größere Glocke trägt die Inschirft

IST GOTT FÜR UNS WEG MAG WIDER UNS SEIN? RÖM. 8/31 b

Gewicht der Glocke: 234 kg
Unterer Durchmesser: 748 mm
Ton: c´´

Die kleinere Glocke trägt die Inschrift:

O LAND / LAND / LAND HÖRE DES HERRN WORT! JER. 22/29

Gewicht der Glocke: 138 kg
Unterer Durchmesser: 625 mm
Ton: es´´

DIE ORGEL

Die Orgel mit dem fünfteiligen Prospekt hat 2 Manuale und 12 Register. Sie wurde 1972 von dem Orgelbauer Willi Peter in Köln-Mülheim gebaut.

DIE KRIEGSOPFERGEDENKSTÄTTE

Nach den Plänen des Architekten Thomas aus Altenkirchen, der den Umbau der Kirche leitete, wurde die alte Turmhalle zu einer Gedenkstätte der Kriegsopfer ausgestaltet. Durch das schmiedeeiserne Tor fällt der Blick auf die große Natursteinplatte mit dem Christuswort: „Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ und auf die Mahnung „Ihr Opfer ist unsere Verpflichtung: Frieden!“
Die Namen der Opfer des letzten Krieges sind mit Bild und Konfirmationsspruch in einem von dem Grafiker Christiansen aus Ehrenbreitstein geschaffenen Buch verzeichnet. An der Wand hängt eine Tafel mit den Namen der Gefallenen des ersten Weltkrieges.

HERR, ICH HABE LIEB DIE STÄTTE DEINES HAUSES UND DEN ORT, DA DEINE EHRE WOHNT!